Individuelles Jumper-System für den Hochgeschwindigkeits-ICE 3neo


Verfasst von 

Hubert Brunner

Global Account Manager

Als die Deutsche Bahn (DB) erstmals ihre Pläne zur Modernisierung und Erweiterung ihrer Fernverkehrsflotte vorlegte, war sich niemand der außerordentlichen Herausforderungen bewusst, die die COVID-19-Pandemie für das Projekt mit sich bringen würde. Bei dem ehrgeizigen Projekt ging es nicht nur darum, die vorhandene Fahrgastkapazität zu maximieren, sondern auch darum, die Züge so weit zu ertüchtigen, dass sie es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h bringen. 


Anfangs sollte die Flotte zwischen Frankfurt und Köln eingesetzt werden und anschließend dann die Einrichtung größerer Verbindungen in ganz Deutschland hinzukommen, einschließlich Dortmund und München. Die oberste Priorität der DB bestand darin, neue Hochgeschwindigkeitszüge zu beschaffen, die kurzfristig zur Verfügung gestellt werden konnten. Die Wahl fiel auf die Velaro-Lösung von Siemens, wobei jedoch ein Partner gefunden werden musste, der das bestehende Velaro-D-Wagenübergangssystem - sowie dessen Produktionsprozess - so umgestalten konnte, dass es den Anforderungen des Projekts am besten entsprach. Dieser Partner sollte auch für die Logistik verantwortlich zeichnen, um den Zeitplan einhalten zu können. Dies würde sich angesichts des beispiellosen Drucks der Pandemie als echte Herausforderung erweisen.


Herausforderung
Die Komplexität termingerechter Lieferungen allein war schon immer eine Herausforderung, vor allem, wenn es um die komplizierte Beschaffung und Koordinierung von Drittanbieter-Komponenten mehrerer Lieferanten ging. Mit dem Aufkommen der COVID-19-Pandemie kamen zusätzliche Schwierigkeiten hinzu, besonders dann, wenn Teile und Komponenten international beschafft werden mussten. 


Angesichts des Umfangs des Projekts, das eine große Anzahl von Komponenten erforderte, war ein regelmäßiger Kontakt zwischen den Projektleitungsteams von HUBER+SUHNER und Siemens unerlässlich, um diese schwierige Phase erfolgreich zu meistern. Eine regelmäßige Kommunikation war der Schlüssel zu konsequenten Aktualisierungen und der unverzüglichen Behebung auftretender Liefer- und Qualitätsprobleme. Dies sollte sich als entscheidend erweisen, da Siemens aufgrund der Projektanforderungen oft alternative Optionen benötigte, die innerhalb eines engen Zeitfensters geliefert werden mussten.

Jede Velaro-Zuggarnitur besteht aus 7 solcher Überbrückungssysteme

Lösung
Was die technischen Aspekte des Projekts angeht, lieferte HUBER+SUHNER maßgeschneiderte Wagenübergangssysteme (Jumper), die für den erfolgreichen Einsatz des Velaro-Systems von Siemens entscheidend waren. Die Wagenübergänge sind für die elektrischen Verbindungen entscheidend, die wiederum für den Betrieb des Zuges unerlässlich sind, und das Rückgrat der gesamten Zugflotte bilden. In der Siemens-Lieferkette genießt diese Komponente eine sehr hohe Aufmerksamkeit, was für die Kopplung und Prüfung des Zuges vor der Übergabe an die DB von entscheidender Bedeutung war. Die normalerweise zwischen den einzelnen Waggons sichtbaren HUBER+SUHNER-Wagenübergangssysteme wurden so konzipiert, dass sie für die Pendler nicht mehr zu sehen sind, was für das Velaro-System einzigartig ist. Das bedeutet, dass die Waggons selbst ansprechender aussehen, ohne dass die Systemleistung beeinträchtigt wird.


Im weiteren Verlauf des Projekts waren HUBER+SUHNER und Siemens mit einer Reihe von Herausforderungen mit Produkten von Drittanbietern konfrontiert, die durch die Pandemie noch verschärft wurden. Die erwiesene Kompetenz unseres Teams hat auch dazu beigetragen, die Lieferkette aufrechtzuerhalten, und das Team hat bei einer Reihe von Aufgaben im Bereich der Verkabelung von Metallarbeiten wesentliche Unterstützung geleistet. 


Es wurden proaktive Maßnahmen ergriffen, um potenzielle Störungen zu minimieren. HUBER+SUHNER hat dafür Sorge getragen, dass sowohl die DB als auch Siemens frühzeitig über mögliche Verzögerungen durch Unterlieferanten informiert wurden, sodass sich in solchen Fällen beide auf andere Bereiche des Projekts konzentrieren konnten, für die die erforderlichen Teile verfügbar waren. Aufgrund der kollegialen Zusammenarbeit sowohl auf der Projektmanagement- als auch der Beschaffungsebene konnten Herausforderungen zeitnah angegangen werden, sodass es zu keinem Zeitpunkt zu nennenswerten Rückschlägen durch Verzögerungen oder Produktionsfehler kam.


Ergebnis
Dank des Engagements von HUBER+SUHNER in Bezug auf pünktliche Lieferungen und die technische Unterstützung ist es der DB gelungen, die modernisierte ICE 3neo-Flotte nur zweieinhalb Jahre nach der Anfangsbestellung in Betrieb zu nehmen. Dies zeugt selbst dann von einer fantastische Projektabwicklung, wenn die durch die Pandemie verursachten Schwierigkeiten keine Berücksichtigung finden, und unterstreicht die enormen Anstrengungen unserer Experten. Teile wurden stets pünktlich geliefert, und die gesamte Logistik mit Blick auf ihre Beschaffung und ihren Einsatz wurde von HUBER+SUHNER-Projektteams in Polen, der Schweiz und in Deutschland effizient gesteuert.  


Mit der Unterstützung von HUBER+SUHNER ist es gelungen, eine neue Benchmark auf dem deutschen Highspeed-Bahnsektor zu setzen. Als Folge daraus sollen bis 2029 insgesamt 90 ICE 3neo-Züge in Betrieb genommen werden. Der Erfolg des Velaro-Projekts und die Fähigkeiten des HUBER+SUHNER-Teams werden nun eine wesentliche Rolle bei der Absicherung und Fertigstellung zukünftiger Highspeed-Bahnprojekte spielen, darunter die Entwicklung von 15 Zugverbänden in Ägypten im Laufe des nächsten Jahres.

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